Stolz nehmen CEO Kurt Loosli (m.) und Verwaltungsratspräsident Marc Jaquet den «Solothurner Unternehmerpreis 2018» aus den Händen von Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss entgegen. Loosli: «Es ist eine grosse Ehre und Anerkennung für alle Mitarbeitenden, weil unser Unternehmen selten im öffentlichen Rampenlicht steht.»
Bild: OT Thomas Ulrich
Oltner Tagblatt, 11.1.2018
Mutig, innovativ und weitsichtig: Die EAO AG hat sich weltweit nach ganz oben «getastet».
Die Oltner EAO AG hat sich seit 1947 vom Kleinstbetrieb zu einem der grössten Solothurner Industriefirmen entwickelt. Dafür ist das Familienunternehmen im Solothurner Landhaus ausgezeichnet worden
«Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine ist unsere Faszination», heisst es in einer Firmenbroschüre der Oltner Familienunternehmung EAO AG (Elektro-Apparatebau Olten AG). Sie entwickelt und produziert sogenannte HMI-Komponenten und –Systeme. HMI steht dabei für Human Machine Interface; die Benutzerschnittstelle ermöglicht eben den Dialog zwischen Mensch und Maschine. Die Palette de Komponenten reicht von Drucktasten, Leuchttasten, Not-Halt-Tasten, Schlüsselschaltern, Summern, Joysticks, Hebelschaltern bis hin zu kompletten Bedieneinheiten.
Aus der 1947 durch Kurt Loosli Senior und René Thalmann gegründeten Kleinstfirma ist inzwischen eines der grössten Solothurner Industrieunternehmen entstanden. «Wir beschäftigen heute weltweit 620 Mitarbeitende, davon allein 320 am Hauptsitz in Olten», sagt Kurt Loosli Junior. Der 56-jährige Sohn des Co-Firmengründers leitet seit 2001 das vollständig im Familienbesitz stehende Unternehmen in zweiter Generation.
Nebst in Olten betreibt die EAO Produktionsstätten in Deutschland, China und Nordamerika. «Jede der vier Produktionsstätten besitzt ihre eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung», unterstreicht Loosli die Bedeutung der Innovation. Verkauf und Vertrieb erfolgen weltweit über zehn eigene Verkaufsniederlassungen sowie über Distributionsvertretungen in über 50 Ländern. Das Unternehmen ist in einzelnen Segmenten zur Marktführerin avanciert. Die Marktanteile liegen zwischen 40 und 70 Prozent.
Und trotzdem ist die EAO in der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt. Dabei kommen wir im Alltag fast täglich direkt oder indirekt in Kontakt mit deren Produkten; jeder hat schon eine Drucktaste der Marke «EAO» im Bus oder im Auto bedient. Von der Verbreitung der Produkte in den Marktsegmenten Personen- und Gütertransport, Maschinenbau, Spezial-Fahrzeuge und Automotive zeugt ein Blick in die eindrückliche Referenzliste: Diese reicht von den SBB, Alstom, Stadler Rail, Bombardier, Siemens, Airbus, Deutsche Bahn, Evobus bis hin zu Volvo, VW, Audi, Seat, Opel oder Porsche.
Starkes Umsatzplus im 2017
Im vergangenen Geschäftsjahr 2017 waren die Oltner erfolgreich unterwegs. «Wir erwirtschafteten einen Umsatz von 132 Millionen Franken – ein Rekord», berichtet Loosli. Das entspreche gegenüber dem Vorjahr einem Plus von 10 Prozent. Mitgeholfen habe auch die Abschwächung des Schweizer Frankens seit dem vergangenen Sommer, welche ebenso zu einer Margenverbesserung geführt habe. Überhaupt spielt der Wechselkurs bei einem Unternehmen mit einem Exportanteil von 95 Prozent und mit Deutschland als wichtigsten Absatzmarkt eine bedeutende Rolle.
Das bekamen Kurt Loosli und seine Crew besonders 2015 zu spüren, als der Mindestwechselkurs von 1.20 Franken gegenüber dem Euro aufgehoben wurde. «Der Einbruch war enorm. Der Umsatz sank 2015 gegenüber dem Vorjahr um 6 Prozent auf 108 Millionen Franken», blickt er zurück. Inzwischen sei es aber gelungen, das Niveau von vor der Krise deutlich zu übertreffen. Für 2018 gibt sich Loosli «währungsmässig» zurückhaltend: «Vorsichtshalber rechnen wir im Budget mit einem Kurs von 1.10 Franken, um bei einer erneuten Erstarkung des Frankens Reserve zu haben.»
«Standort Olten bleibt wichtig»
Trotz der weiterhin unsicheren Entwicklung an der Währungsfront und der generell höheren Kosten auf dem Werkplatz Schweiz will die EAO am Produktionsstandort Olten festhalten. «Dieser wird wichtig bleiben», sagt Loosli. Man sei bei den aktuellen Rahmenbedingungen zuversichtlich, dank Prozess-Optimierungen, weiteren Automatisierungsschritten sowie neuen in Olten entwickelten Produkte «Olten als einen der vier Standorte aufrechterhalten zu können». (FS)
Oltner Tagblatt, 11.1.2018, FS
Regierungsrätin Wyss: «Wir dürfen die Globalisierung nicht wie ein Naturereignis über uns ergehen lassen».
Regierungsrätin Brigit Wyss anlässlich der Vergabe des Unternehmerpreises 2018.
Bild: OT Thomas Ulrich
Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss spann in ihrer Ansprache anlässlich der Vergabe des Solothurner Unternehmerpreises den Bogen vom Kriterium «Täglich weltweit im Einsatz» zu einem differenzierten Blick auf die Grosswetterlage.
Die Jury des Solothurner Unternehmerpreises habe aus einer Vielzahl von Bewerbungen den «Sieger der Sieger» auswählen können, erklärte an der Verleihung des «Solothurner Unternehmerpreises» Laudator und Jury-Mitglied Peter Naegeli.
Mit der Wahl der EAO AG in Olten sei ein Unternehmen ausgezeichnet worden, «welches sich beispielhaft mit seiner Marktleistung im internationalen Markt behauptet». Das Familienunternehmen komme dem diesjährigen Kriterium – «Täglich weltweit im Einsatz» – sehr, sehr nahe.
Zwar seien die Produkte auf den ersten Blick eigentlich ganz banale Drucktasten, Leuchttasten oder Schalter. «Aber der Preisträger macht aus einem alltäglichen Produkt eine Spezialität, welche beim näheren Hinschauen ihre Banalität verliert», so Naegeli weiter.
«Ängste sind ernst zu nehmen»
Für Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss ist der zum 21. Mal vergebene und mit 20'000 Franken dotierte Unternehmerpreis ein Symbol, ein Sinnbild für den Kanton Solothurn. «Wir ehren – stellvertretend für viele hervorragende Firmen – ein Unternehmen, welches für den Kanton, für das Unternehmertum ganz allgemein und besonders auch für die Volkswirtschaft wichtig ist.» Das erwähnte Jahreskriterium thematisiere eine der ganz grossen Herrausforderungen, spann Wyss in ihrer Ansprache den Bogen zu einem differenzierten Blick auf die Grosswetterlage.
Die Verbesserung des Zugangs zu bestehenden und die Öffnung neuer Märkte seien zentrale Faktoren, damit auch der Kanton Solothurn wettbewerbsfähig und erfolgreich bleibe. Aber: «Wir dürfen die Globalisierung nicht wie ein Naturereignis über uns ergehen lassen, sondern müssen sie gestalten und Rahmenbedingungen so festlegen, dass Selbstbestimmung und Wohlstandssicherung für alle Marktteilnehmenden gefördert werden.»
Zwar habe die Marktöffnung unbestritten zu mehr Wohlstand geführt. Trotzdem würden auch bei uns Stimmen lauter, welche einen neuen Protektionismus forderten. Die Menschen hätten Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, der grösser werdenden Konkurrenz nicht mehr gewachsen zu sein und sozial abzusteigen oder ausgegrenzt zu werden. «Diese Ängste sind berechtigt und müssen ernst genommen werden», hielt die erste Regierungsrätin der Grünen im Kanton Solothurn fest. Diese Bedenken könnten nur abgebaut werden, wenn es gelinge, faire Teilnahmebedingungen im globalisierten Markt für alle zu schaffen.
Absage an «Schwarz/Weiss»
Zwar könnten Arbeitsplätze nur dann langfristig erhalten und ausgebaut werden, wenn die Schweiz offen bleibe und die Firmen die Möglichkeit hätten, sich international zu bewegen. Lokale Firmen müssten sich strategisch so ausrichten können, dass sie Wertschöpfung generieren könnten. «Die Politik aber hat dabei den Auftrag, entsprechende Rahmenbedingungen auszuhandeln und flankierende Massnahmen umzusetzen.»
Das sei bekanntlich keine Einbahnstrasse. Dank der Konsens-Kultur sei man hierzulande bestens gerüstet, zusammen Lösungen zu erarbeiten. Es gelte, anstehenden Probleme mit stichhaltigen und faktenbasierten Argumenten auszudiskutieren – ganz ohne Scheuklappen. Denn, so Wyss: «Schwarz/Weiss- oder entweder/oder-Positionen bringen uns nicht weiter.»
Erhalt und Schaffung neuer Arbeitsplätze, durchlässiges Bildungssystems, weitere Stärkung der dualen Berufsbildung, sichere Energieversorgung, effizienter Umweltschutz, Förderung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung– das seien Schwerpunkte in der Legislaturplanung des Regierungsrates, damit Solothurn als Standortkanton auch künftig gut positioniert sei. (FS)