Neues Förderprogramm soll kleinere Unternehmen beim Sparen unterstützen
Die Solothurner Behörden wollen Kleinbetriebe bei Investitionen in Infrastruktur unterstützen. Möglich sei etwa die Installation einer Wärmepumpe.
Die Behörden unterstützen neu kleine und mittlere Firmen, die ihre Energieeffizienz steigern. Es winken bis zu 50 000 Franken pro Betrieb – bereits in diesem Jahr. Doch bei der Information hapert es noch.
Die Solothurner Behörden wollen Kleinbetriebe bei Investitionen in Infrastruktur unterstützen. Möglich sei etwa die Installation einer Wärmepumpe.
(Bild Solothurner Zeitung)
Für einmal also soll es um den «grossen Rest» gehen. «Um einen Sektor, der bisher viel zu wenig beachtet worden ist.» So formuliert es Urban Biffiger, der Leiter der Energiefachstelle des Kantons. Derweil unterstreicht die Solothurner Volkswirtschaftsdirektorin und Grünen-Regierungsrätin Brigit Wyss: «Energiesparen muss sich für alle lohnen.»
Es geht um Energieeffizienz. Die nötigen Sparanstrengungen sind ein wichtiger Teil der viel beschworenen Energiewende. Die Solothurner Behörden dringen nun in einen Bereich vor, in dem noch viel ungenutztes Effizienzpotenzial bestehen soll: jener der kleinen und mittleren Unternehmen. Wyss und Biffiger präsentierten gestern das neue «KMU-Effizienz-Programm» des Kantons vor den Medien.
Leidensdruck nicht gross genug
Die KMU werden gerne als «Fundament der Wirtschaft» bezeichnet, und tatsächlich machen sie 98 Prozent aller Betriebe im Solothurnischen aus. Beim gewerblichen Energieverbrauch entfallen auf sie jedoch nur 40 Prozent. Oder umgekehrt betrachtet: 2 Prozent der Solothurner Unternehmen verbrauchen 60 Prozent der Energie. Auf diesen Grossverbrauchern lag bisher auch der Fokus der behördlichen Kraftanstrengungen; gleichzeitig können Industriebetriebe das Thema allein schon aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen kaum ignorieren.
Doch von solchen Argumenten dürfte sich wohl nur ein Bruchteil der KMU-Vertreter überzeugen lassen. Zum einen ist vielerorts nicht auf den ersten Blick sichtbar, wie Energie gespart werden könnte. Zum anderen sind die Energiepreise – und der Anteil der entsprechenden Ausgaben an den Gesamtkosten – schlicht zu niedrig, um Handlungsdruck zu erzeugen. Im Geschäftsalltag überwiegen meist dringlichere Sparmassnahmen. Man müsse zuerst aufzeigen, was überhaupt möglich ist, sagt Biffiger dazu. «Mit verhältnismässig einfachen Massnahmen sind beachtliche Einsparungen möglich.»
2500 potenzielle Empfänger
Zu Sparsamkeit angehalten werden sollen die Betriebe mit Subventionen. Der Kanton will Energiesparmassnahmen unterstützen. Angesprochen werden vornehmlich KMU, die jährlich zwischen 20'000 und 300'000 Franken für Strom und Wärme aufwenden.
Das Förderprogramm ist vorderhand auf drei Jahre befristet, für 2018 stehen rund 800'000 Franken zur Verfügung.
Das Geld kommt aus den Töpfen der Energiefachstelle. Mit dem Programm würden keinesfalls politische Kompetenzen ausgebaut, betont Regierungsrätin Wyss. Vielmehr sei das Ziel, das Sparpotenzial der Wirtschaft zu nutzen, bereits im Energiekonzept 2014 des Kantons festgehalten. «Wir ändern einfach den Fokus, der bisher auf den Grossverbrauchern lag.»
Wie aber wird das Ganze in der Praxis umgesetzt? Das Programm des Kantons baut auf einer Plattform des Bundes auf: auf dem vor zwei Jahren lancierten Beratungsangebot mit dem etwas ungelenken Namen «Peik» – das Programm für Energieeffizienz in KMU. Den Unternehmen soll aufgezeigt werden, wie sie «Potenziale in ihrem Unternehmen bedarfsgerecht angehen können», heisst es beim federführenden Bundesamt für Energie (BFE). Angeboten wird eine zweistufige Beratung bei eigens dafür zertifizierten Fachleuten.
In der ersten Phase werden die Bedürfnisse eines Unternehmens telefonisch abgeklärt; diese Vorberatung ist kostenlos. In einem zweiten Schritt besuchen die Fachleute einen Betrieb vor Ort. Der Bund übernimmt die Hälfte der Beratungskosten. Die Subventionen sind gemäss BFE bei 1500 Franken pro Beratung gedeckelt.
Für die Unternehmen resultiert ein Massnahmenkatalog – und bei dessen Umsetzung soll künftig der Kanton ins Spiel kommen. Die Solothurner Behörden wollen vor allem Investitionen in Infrastruktur unterstützen. Urban Biffiger spricht von «konkreten Massnahmen mit klar ermittelbarer Wirtschaftlichkeit». Möglich seien etwa optimierte Regler für Heizungen, LED-Leuchten oder Isolationsmassnahmen, aber auch der Austausch von Antrieben, die Installation einer Wärmepumpe oder die Nutzung von Prozesswärme.
Pro eingesparter Megawattstunde wird im laufenden Jahr eine Prämie von 3000 Franken ausbezahlt; das entspricht etwa dem Energieverbrauch eines modernen Einfamilienhauses. Für 2019 sind 2600 Franken und für 2020 noch 2400 Franken vorgesehen. Unternehmen können maximal 50'000 Franken vom Kanton erhalten.
Verband weiss noch nichts
Einen Makel haben die Bemühungen der Behörden: Schon heute gibt es für KMU einige Angebote, die sich der Energieeffizienz annehmen. Die von den grossen Wirtschaftsverbänden gegründete Energie-Agentur Enaw berät Betriebe beim Einsparen von Strom, Wärme und Treibstoffen. Ein ähnliches Angebot bietet die Cleantech-Agentur Act. Hinzu kommen die Initiativen zahlreicher Energieversorger.
Der kantonale Gewerbeverband (KGV), der rund 4000 Betriebe vertritt, ist bislang nicht über das neue Förderprogramm informiert worden. «Wir sind ein wenig erstaunt, dass wir davon aus den Medien erfahren», sagt KGV-Geschäftsführer Andreas Gasche gegenüber dieser Zeitung. Nichtsdestotrotz begrüsse er entsprechende Bestrebungen grundsätzlich. Doch gerade mit Blick auf die bestehenden Angebote, so Gasche, sei die Koordination umso wichtiger. «Das Fördergeld nützt wenig, wenn es bei der Information hapert.»
Immerhin: Bei der Energiefachstelle des Kantons heisst es auf Nachfrage, man werde mit den Wirtschaftsverbänden rasch das Gespräch suchen.
Sven Altermatt, 16.1.2018, Solothurner Zeitung Vorschaubild: © michelluethi.ch