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Erster Wirtschaftsgipfel auf dem Hausberg

Solothurner Zeitung, Balz Bruder, 29.8. 2019

Daniel Probst, Pirmin Bischof, Viola Amherd, Brigit Wyss und Hansjörg Stöckli (v.l.) beim Stelldichein am Weissenstein-Forum. Bild: Michel Lüthi

Viele wünschen es sich, wenn sie zur Premiere laden, die wenigsten schaffen es. Zu Letzteren gehört die Solothurner Handelskammer. Sie lotste Bundesrätin Viola Amherd zum ersten Weissenstein-Forum auf den Solothurner Hausberg. Gross war denn auch die Freude bei Präsident Hansjörg Stöckli, die Walliser CVP-Magistratin zum Ende der Tagung begrüssen zu können.

 

Doch der Reihe nach: Stöckli selber war es, der vor annähernd 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer den ersten Ball spielte. Und zwar mit Blick auf die rasanten Veränderungen in der Arbeitswelt, die sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer ein Mega-Thema sind. Umso wichtiger sei es, sich Inspiration zu holen, Austausch zu pflegen und Gemeinschaft zu leben, sagte Direktor Daniel Probst.

 

Regierungsrätin sieht Nachholbedarf …

Prominent war denn auch nicht nur das Publikum, sondern auch die Schar der Referentinnen und Referenten, die sich von agiler Organisation über die Arbeitslandschaften von morgen bis zu flexiblen Arbeitsformen mit allem Möglichem befassten. Durchs Programm führte dabei die ehemalige «Club»-Leiterin Christine Maier.

 

Diese befragte unter anderem Volkswirtschaftsdirektorin Brigit Wyss über deren Arbeit. Und bekam dabei zur Antwort, dass die Regierungsrätin eigentlich immer arbeitet, wo sich Gelegenheit dazu bietet. Aber nicht nur dies: Die grüne Regiererin bekannte auch offen, dass der Kanton in Sachen flexible Arbeitsformen durchaus Nachholbedarf habe. Und dass er gewillt sei, die Lücken zu füllen. Zum Beispiel bei der Festlegung einer Digitalstrategie, aber auch bei der Entwickl ung von Möglichkeiten, Home office in der Verwaltung zu etablieren. Abgesehen davon: Die Veränderung der Lebens- und Arbeitswelt stelle alle vor grosse Herausforderungen, sagte Wyss. Wobei sie die Initiative der Handelskammer, Zeit, Raum und Ort für zukunftweisende Überlegungen zu schaffen, sehr begrüsste. An einem so eindrücklichen Ort wie dem Weissenstein zumal.

 

… der Ökonom dunkle Wolken

Am Genius loci änderten die Ausführungen von UBS-Chefökonom Daniel Kalt zwar unmittelbar nichts, doch eine leichte stimmungsmässige Eintrübung machte sich gleichwohl bemerkbar. Denn die letzten Tage haben weltwirtschaftlich und geopolitisch für mehr Verunsicherung als Beruhigung gesorgt. Kalt glaubt zwar noch daran, dass eine Rezession abgewendet werden kann, zumal Dienstleistungen und Konsum die Konjunktur immer noch kräftig stützen. Doch die Industriedaten verheissen sowohl in Bezug auf die Auslastung als auch hinsichtlich der Investitionen wenig Gutes. Auch nicht für den Kanton Solothurn. Hier wird zudem – Resultat von Geld- und Tiefzinspolitik – ein Immobilienüberhang manifest, der schlicht und ergreifend ungesund ist.

 

Trotzdem: Schwarzmalen mochte Kalt an diesem Sommertag nicht. Und machte auf Zweckoptimismus: «Wenn der Kanton Solothurn eine gute Lösung für die Unternehmenssteuern findet, kann er das Feld von hinten aufroll en», meinte er mit einem Augenzwinkern. Die Spitzen der Solothurner Wirtschaft und die Vertreterin der Regierung nahmen es einstweilen mit einem Schmunzeln zur Kenntnis.