· 

Frau Landammann auf Durchreise – so sieht das Regierungsratsfoto 2020 aus

Balz Bruder, Solothurner Zeitung, 6.1.2020

Die Solothurner Regierung im Kunstmuseum: In der Mitte Frau Landammann Brigit Wyss (sitzend), neben ihr Amtsvorgänger Roland Fürst. Links daneben stehend Frau Vize-Landammann Susanne Schaffner; in der hinteren Reihe stehend von links die Regierungsräte Roland Heim und Remo Ankli sowie Staatsschreiber Andreas Eng.

© Thomas Ulrich

 

Das offizielle Regierungsratsfoto zeigt das Gremium im Kunstmuseum Solothurn in malerischer Kulisse.

 

Mal beschaulich stehend in der Verenaschlucht (2018), mal flotten Schrittes im Entwicklungsgebiet Attisholz (2019) – und nun quasi als Stillleben im Museum: Der Solothurner Regierung gehen die Ideen für das jährlich wiederkehrende Gruppenfoto offensichtlich nicht aus.

 

Inszeniert hat die Ausgabe 2020 der Solothurner Fotograf Thomas Ulrich, der regelmässig für diese Zeitung tätig ist. Kulisse – oder vielleicht sogar etwas mehr – ist das in neuem Glanz erstrahlende Kunstmuseum in Solothurn. Eine durchaus treffende Wahl der neuen Prima inter pares, die das Amt zum ersten Mal ausfüllt.

Frau Landammann Brigit Wyss nimmt optisch denn auch die Bildmitte für sich ein. Etwas irritierend mutet dabei auf den ersten Blick der offene Mantel an: Er scheint – ganz im Kontrast zum Standing der Volkswirtschaftsdirektorin innerhalb und ausserhalb des Gremiums – eher Ab- oder Durchreise als Ankommen anzuzeigen. Oder ist es einfach das schiere Vorwärtsstreben, das immer auf dem Sprung sein, das der Mantel als Botschaft für seine Trägerin transportieren will?

 

Wie dem auch sei: Die Erste unter Gleichen ist auf weichen Samt gebettet, neben sich Amtsvorgänger und Baudirektor Roland Fürst, der sich noch nicht ganz von gehabten Landammann-Freuden zu lösen scheinen mag und den Platz auf dem Landammann-Bänklein einstweilen verteidigt. Ohne Erfolg: Mit Abstand den besten, weil sprechendsten Auftritt hat Frau Vize-Landammann und Innendirektorin Susanne Schaffner, deren Gestalt und Gewand schon fast etwas Marienhaftes ausstrahlt. Wobei diese Statue eine von der Art wäre, die zuweilen aus der Haut fahren dürfen müsste, wie anzunehmen ist.

 

Bodenständig-standfest gebärden sich derweil der in sich ruhende Finanzdirektor Roland Heim und Staatsschreiber Andreas Eng. Er, die eine Hand leger im Hosensack, macht von allen sechsen den fröhlichsten Eindruck. Die beiden Herren bilden die linke und rechte Flanke im Bild, während sich Bildungsdirektor Remo Ankli aus Betrachtersicht Mitte-rechts positioniert hat. Er gibt dezent den Hausherrn, was seinem Amt als Kulturminister durchaus eignete. Wohlwissend, dass im Rathaus andere Regeln gelten.