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Schöngrün-Bau wird für neues Minergie-Verfahren zertifiziert

 

von Urs Byland, 15.10.2020 © Solothurner Zeitung

Von links: Andreas Meier, Verein Minergie, Brigit Wyss und Dominik Arioli, Axa, bei der Übergabe des Minergie-Labels.

 

 

Die Überbauung Schöngrün in Biberist ist zertifiziert. Die erstmalige Verleihung eines erweiterten Minergie-Verfahrens im Kanton wurde von Frau Landammann Brigit Wyss besucht.

 

Mit der Überbauung Schöngrün in Biberist wurden bereits viele Kapitel einer aussergewöhnlichen Geschichte geschrieben. Erinnert sei an die juristische Auseinandersetzung zur Bodenbelastung zwischen dem Kanton, Verkäufer des Areals, und der Käuferin AXA AG, die voraussichtlich vor dem Bundesgericht enden wird. Oder an die positive Meldung, dass alle 160 Wohnungen der neuen Überbauung bereits vermietet werden konnten, was unter anderem mit der Lage im schönen Grünen, wie der Flurname «Schöngrüen» besagt, zu tun haben dürfte.

 

Die Schöngrün-Geschichte wurde von Frau Landammann Brigit Wyss fortgeschrieben. Sie besuchte die Übergabe des Labels Minergie Qualitätssicherung (QS) Bau. Dieses Label wurde vom Verein Minergie erst vor zwei Jahren eingeführt. Bisher konnten rund 50 Projekte betreut werden, wie Ralf Bachmann (Firma Qualicasa) erklärte. Die Überbauung Schöngrün sei ein grösseres Projekt.

 

Dabei erhalten die Bauausführenden vom Verein Minergie eine projektspezifische Prüfanleitung. Mit dieser Anleitung weiss man während des Baus, wann man was überprüfen und dokumentieren muss. «Das wird laufend gemacht, beim Bau der Bodenplatte, der Decke und bis zur Bauabnahme.» Der Bauherr erhält am Ende eine Dokumentation zu seinem Bau mit den Angaben was, wann, wo, wie verbaut wurde.

 

Bauqualität einheitlich und standardisiert erheben

Damit können nicht nur die Minergie-Kriterien nachvollzogen werden. Während dem Bau erhalten die Ausführenden gleichzeitig ein Führungsinstrument, das es Protokoll für Protokoll abzuarbeiten gilt. Rund 3500 Franken kostet dieses Produkt im Einzelfall, so Bachmann, plus die Aufwendungen für die Erfassung der Daten. Diese müssten aber für Minergie-Bauten sowieso erhoben werden. «Mit diesem Verfahren kann die Bauqualität einheitlich und standardisiert erhoben werden.»

 

Bei jedem der bisherigen Projekte, so Bachmann, konnten relevante Mängel in Bezug auf die Minergie-Kriterien festgestellt werden. «Die meisten wurden rechtzeitig behoben. Vorbeugen statt reparieren.» Es habe aber auch ein Projekt gegeben, dem das Minergie-Label verweigert werden musste.

 

Mehr Kontrollen und mehr Feedback

Heikle Punkte seien beispielsweise der Standort der Aussenluftfassung an den Gebäuden oder die Wärmedämmung. «Kann die Markise bestimmte Windgeschwindigkeiten aushalten, oder geht sie schon bei geringen Windgeschwindigkeiten hoch», nennt Bachmann ein weiteres Beispiel.

 

Der Rede von Dennis Stemann (Generalunternehmung Baulink AG) war zu entnehmen, dass diese Hilfe geschätzt wird. «Es war ein anspruchsvoller Bau.» Er habe viele Projekte in den letzten 14 Jahren begleiten dürfen und von Beginn an auch Minergie-Bauten. «Damals mussten wir einfach unterschreiben, dass wir dieses oder jenes gemacht haben.» Heute sei der administrative Aufwand wesentlich höher, aber nicht zum Nachteil für den Bau. «Vor allem in den letzten Jahren spüren wir die zunehmende Kontrolle unserer Unterlagen und erhalten auch wichtiges Feedback.»

 

Bei zwei Projekten habe es auch längere Diskussionen gegeben, bevor das Minergie-Zertifikat vergeben wurde. Das sei mit ein Grund gewesen, das Minergie QS Bau-Verfahren zu wählen. «Damit haben wir ein Führungsinstrument, mit dem wir unseren Qualitätsanspruch sichern können. Wir werden dieses künftig bei allen Minergie-Bauten anwenden.»

 

«Alle drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigt.»

Der Slogan «Urbanes Landleben» auf der Internetseite der Überbauung Schöngrün, die von der Erp Architekten AG verantwortet wurde, habe ihr gefallen, so die grüne Frau Landammann, Brigit Wyss. Die Siedlung sei ein Vorzeigeprojekt, auch weil es nun das Label Minergie QS Bau erhalte. «Hier wurden nicht nur die sozialen und ökonomischen, sondern auch die ökologischen Aspekte verfolgt. Damit sind alle drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigt.»

 

Es sei nicht leicht gewesen, bei diesem Bau die Übersicht zu bewahren. Das Minergie QS Bau-Verfahren habe dazu mitbeigetragen. Sie hoffe, dass dieses Instrument weiterhin Anwendung finde im Kanton.